ChatGPT – Warum die Aufregung?

ChatGPT

Wer in den letzten 3 Monaten nicht ganz nachrichten-abstinent war, dürfte mitbekommen haben, dass die Firma OpenAI LP mit der „offenen Künstlichen Intelligenz“ ChatGPT (und auch ein wenig mit DALL-E) für gehörig Wirbel weltweit in diversen wirtschaftlichen Sparten gesorgt hat.
Aber warum? Was hat das mit meinem Alltag zu tun? Sollte mich das interessieren?

Mein Fazit: Es sollte jeden interessieren!

Warum, möchte ich hier erklären.

Es geht mir auf die Nerven!

Mir auch. Es ist wie mit einem neuen Lied im Radio. Selbst wenn es gut ist, wird es tot-gespielt.
In den letzten Tagen läuft ChatGPT -gefühlt- dem Ukraine-Krieg den Nachrichtenrang ab. Das hat zur Folge, dass man nichts mehr darüber hören will. Meistens liegt es daran, dass in solchen Fällen über die negativen Auswirkungen berichtet wird. Natürlich gibt es auch positive. Es kommt wie immer auch auf die eigene Einstellung an und sowieso weiß niemand vorher, welche Seite überwiegen wird.

Also gehen wir es rational an. Was ist passiert? Was ist an dieser K(ünstlichen) I(ntelligenz) / A(rtificial) I(nteligence) so anders, dass angeblich selbst Google zittert?

Wer von Euch kann googeln?
Ja, ich meine es Ernst. Wer KANN googeln?
Google muss man eine Menge vorkauen, damit die Suchmaschine das zurückgibt, was man erhalten möchte!
Das erklärt sogar Google selbst: https://support.google.com/websearch/answer/134479?hl=de

Es ist halt ein Programm. Selbst wenn ein Programm komplexe Dinge abarbeitet und auf Basis unserer Eingaben gewaltige Datenbestände durchsuchen kann, reagiert es machmal wie ein Neuling im Job, der aus Höflichkeit oder Untergebenheit losläuft, wenn man ihm zuruft:“Hol mal das WLAN-Kabel aus dem Lager!“, nur mit dem Unterschied, dass man die Suchmaschine i.d.R. nicht absichtlich auf die falsche Fährte lockt.
Dabei darf man der Firma hinter Google -wie auch immer sie in Zukunft heißt- unterstellen, dass sie eigentlich unser Bestes will und damit nicht immer nur unser Geld gemeint ist. Zufriedene Kunden wünscht sich eigentlich jedes Unternehmen.
Googles Problem ist simpel: die Schnittstellen des Menschen passen einfach noch nicht optimal zur (Such-)Maschine.

Schon im Jahr 1978 haben die Elektro-Prioniere Kraftwerk das Album Mensch-Maschine veröffentlicht. Somit sollte nicht nur den Jungs um Ralf Hüttler klar gewesen sein, an welcher Symbiose die Menschheit unweigerlich arbeiten wird.
Der Computer kann einige Dinge besser als wir und es bringt der Menschheit mehr Vor- als Nachteile, ihn zur Unterstützung zu benutzen. Bei dieser Einschätzung stütze ich mich auf die Erfahrungen mit anderen Techniken im Allgemeinen und dem Fön im Speziellen, auch wenn man diesen in Kombination mit WD 40 vielleicht als Flammenwerfer misbrauchen könnte.

Der Frage-Antwort-Maschine ChatGPT ist seit einigen Monaten jedem zugänglich. Bis dahin hatte Google -ohne Übertreibung- das Monopol aus Suchanfragen. Wer weiß schon, dass es Microsoft´s Bing noch gibt, diese die Basis der Ökosuchmaschine Ecosia bildet und die Ergebnisse denen von Google in den meisten Fällen in nichts nachstehen?
Als Programmierer ist eine Suchmaschine Teil meiner täglichen Arbeit. Es ist total ineffektiv, alles neu zu programmieren. Man googelt oft nach existierenden Bausteinen und setzt diese neu zusammen. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal von Programmierern. Die meisten Teile von Autos stecken heutzutage in Autos diverser Marken. Das ist einfach eine Kostenfrage und zudem steigert die Selbsterzeugung nicht unbedingt die Qualität.
Es soll auch nur verdeutlichen, dass ich die Qualität von Suchmaschinen über Jahre verfolge und relativ gut beurteilen kann.

Der/die/das Neue im Orbit der Intelligenzen ist freundlicher zu und damit nützlicher für uns. Reden ist Gold und … ach nein, andersrum. Egal, ChatGPT kann beides besser als die Konkurrenz.

Man muss nicht „bot-tisch“ können. Fragen und Anforderungen kann man auf Deutsch, Englisch oder so gut wie jeder anderen Sprache formulieren. Das kann man kurz und knackig tun oder Romane verfassen. Endlich niemand, der dazwischen redet, wenn man seine Lebensweisheiten verbreiten will! Ok, die Verbindung ist in dieser Hype-Phase öfter mal unterbrochen. Aber selbst dafür gibt es eine Lösung. Man muss sich vorher authentifizieren, erzeugt also eine Konto. Das hat den Vorteil, dass die Unterhaltungen gespeichert und wieder aufgenommen werden können. Am schnellsten geht es mit einem Google-Konto. Das dürfte bei den meisten sowieso vorhanden sein. #Monopol

Der Bot bleibt im Kontext. Wenn man eine nachfolgende Frage oder Anforderung stellt, kann man sich auf die vorherige eigene Frage oder Anforderung oder auf die Antwort beziehen. Das kommt einem Gespräch mit Menschen näher, als man es von anderen Bots gewohnt ist. Wenn man sich darauf einlässt und die Grenzen nicht ausloten will, kann man sich schnell dem Gefühlt ergeben, ChatGPT wäre bereits der Schwiegermutter-Traum (immer freundlich), eine Zusammenführung aller Schul-Nerds (weiß fast alles), Psychotherapeut (beantwortet auch Grundsätzliches … in bestimmten Grenzen), Kollege (unterstützt beruflich) und somit die Lösung aller Probleme.

Vorhin habe ich gelesen, für Microsoft sei nun der iPhone-Moment gekommen. Auch wenn man den Focus nicht ernst nehmen kann, halte ich die Einschätzung für gewagt, aber nicht ganz abwegig.
Microsoft hat am meisten Geld in OpenAI investiert und das zahlt sich nun aus, denn OpenAI ist nicht die Mozilla Foundation und selbst das ehrgeizigste Community-Projekt muss sich irgendwann den Gesetzen des Marktes beugen.
Als jemand, dessen berufliche Karriere stark von Microsoft unterstützt wurde, bin ich garantiert nicht objektiv bei der Bewertung der politischen Tragweite. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass die OpenAI-Projekte Produkte werden, deren Entwicklung refinanziert werden muss. Aber oft finden sich kreativere Wege dafür, als ein direkte Preisschild aufzustellen (Werbung, andere Produkte / Querfinanzierung etc.) und Google hat es jahrelang vorgemacht, dass man auch mit (scheinbar) kostenlosen Diensten Geld verdienen kann. Diese KI ist zu wichtig, um Nutzer mit einer hohen Einstiegshürde zu verschrecken. Also dürfen wir uns auf die umfangreiche Nutzung freuen, die Nachteile kennen und die Vorteile für uns nutzen.

Nachteile?

Ja, doch. Einige gibt es. Den Datenschutz zum Beispiel. Aber wen interessiert das noch. In vielen Haushalten steht mindestens eine Wanze, weil sie einen gewissen Dienst leistet und die Nachteile dafür kaschiert. Man muss nicht mehr direkt etwas in ein Webformular eintragen, um ein schlechtes Gewissen zu bekommen, dass man zu viel über sich preisgegeben hat. Wir lassen uns einfach belauschen. Dabei geben wir weit mehr preis. #Alexa #GoogleAssitent #Sonos #JedesSmartphone
Allein aufgrund oben erwähnten Konto-Funktionalität ist das, was wir mit ChatGPT anstellen, uns zuzuordnen.

Falsche oder ungenaue Antworten werden von ChatGPT mit der gleichen „Überzeugung“ produziert wie richtige. Die Validierung ist deshalb dringend angeraten, bevor man sich die Doktor-Arbeit soufflieren lässt. Kreative Ergüsse, wie z.B. ein Gedicht, haben Grundschul-Niveau. Das Urheberrecht sollte lieber nicht hinterfragt werden. Aktuell laufen diverse Prozesse gegen KI-Unternehmen, u.a. auch OpenAI. Nicht immer werden ethische Grundsätze beachtet und mit viel Trickserei, kann man Daten zu Tage fördern, die nicht jeder sehen sollte.

Aber an all diesen Dingen wird gearbeitet. Also konzentrieren wir uns auf die …

Vorteile

Denkt mal 5 min über die Routinen nach, denen Ihr täglich folgt. Etliche Handlungen begeht Ihr immer und immer wieder. Routinen sind extrem wichtig – für Eure Psyche und sicherlich auch für Andere, denen Ihr Eure Lebenszeit widmet und sie mit Euren routinierten Handlungen unterstützt.
Als Programmierer automatisiere ich. Routinen werden anaylisiert und -wenn technisch möglich- auf Soft- und Hardware übertragen, denn die schlafen bekanntlich nicht.
Deshalb bin ich kein Menschenfeind, auf keinem Kreuzzug oder ähnlichen Wahnvorstellungen unterlegen. Es liegt in der Natur von Technikfreaks, diese zur Unterstützung einzusetzen. Es ist ebenso logisch, dass der Markt auf Kostenminimierung und Effizienz setzt, denn der Markt ist ein großer Wettbewerb, so wie in der Natur oft das Recht des Stärkeren gilt. Also muss man sich dem Markt anpassen, wenn man nicht unter die Räder kommen will.
Ok, ok, das driftet schon wieder ins Politische ab und mir ist bewusst, wie aufgeladen die Debatte und viele Menschen sind. Es sind herausfordernde Zeiten. Das geht an die Nerven. Aber genau dann und genau deshalb muss man sich anpassen, denn nur so haben wir als Menschen so viel erreicht.
Jeder von uns kann ChatGPT, DALL-E und andere KI-Module nutzen, um seine immer umfangreicher werdenden, digitalen Aufgaben zu erledigen!
Probiert es aus: https://openai.com/blog/chatgpt/
Jeder kann sogar ein Geschäftsmodell darauf aufbauen und bis zu 100% seiner Unternehmens durch KI automatisieren. Das Internet ist voll von Ideen dazu.
Hier gibt es eine konkrete Anleitung: https://link.medium.com/PlsJARWTOwb
Das ist der Punkt, wo man wirklich im Schlaf Geld verdient!

Zurück zur mir. Das klingt nach Falco. #Egoist
Aber ich meine eigentlich meinen Job, also das, was ich die längste Zeit beruflich gemacht habe und vielleicht noch eine Weile machen werde.
Bitte klickt auf den folgenden Link oder benutzt die Suchmaschine Eurer Wahl mittels der Phrase „Programmierer ersetzen“:
https://www.ecosia.org/search?addon=chrome&addonversion=2.1.0&q=programmierer%20ersetzen

Angst macht sich breit! Die Artikel zu, von und über Menschen, deren Arbeitsplatz bis eben noch als besonders zukunftsträchtig galt und deren Tätigkeit nun die Sinnhaftigkeit abgesprochen wird.
Bis gestern waren es noch die LKW-Fahrer. #AutonomesFahren
Also was ist da dran, wenn der Wind über Nacht so umschlägt? Sind die alle verrückt geworden oder bin ich so eine Schnarchnase, dass ich nicht merke, was abgeht?

Ich bin selbstständig und das schon ziemlich lange. Ich muss mir meine Aufträge selbst besorgen. Wenn ich mich verängstigt in die Ecke setze, bekomme ich nichts zu essen. Allein deshalb sollte ich kein Trübsal blasen und in die Puschen kommen, wenn sich ein Sturm anbahnt und außerdem kann man gegen den Wind kreuzen! … hat man mir erzählt. 😉

Ich arbeite zu mehr als 90% digital. Dieser Vorteil verdreht sich hier zum Nachteil, denn die Datenbestände, auf die ich als Mensch zugreifen und darauf basierend Entscheidungen treffen kann, kennt die KI ebenfalls. Mein menschliches Superhirn kann beim Durchwühlen von Datensätzen nicht gewinnen. Die Maschine kann viele Dinge parallel ausführen. Ich kann so tun, wenn ich gleichzeitig remote auf 10 Computer zugreife. Doch wenn ich nachdenken muss und dabei Musik höre, bin ich schon arg eingeschränkt codierfähig. Insofern liegt es nahe, Code von ChatGPT erstellen zu lassen und diesen für die eigenen Programme zu nutzen, so lange man es noch kann. 🙂
Erfahrungen in diesem Bereich dürften viele Entwickler schon vorher gesammelt haben. Microsoft hat vor Jahren von die Code-Plattform Github gekauft und mit dem Github-Copilot für ähnlich Furore unter den Entwicklern gesorgt. Der Code-Bot benutzt das riesige Angebot von Github, um den eigenen Code in der Entwicklungsumgebung zu analysieren und Vorschläge zur Optimierung zu unterbreiten. Die Firma Jetbrains tut das seit Jahren mittels ReSharper auf sehr hohem Niveau, schon ohne KI.
Es gibt auch von anderen Firmen Text-to-Code-Generatoren, die sehr Vieles besser können als wir im Montag-Morgen-Modus. Eigentlich wird schon seit mehr als 70 Jahren prohezeit, dass Code bald Code schreiben wird.
Wir befinden uns zweifellos in einer bedeutenden technischen Umbruchphase. Vielleicht ist es ein Durchbruch. Doch entscheident ist, ob noch Platz für uns zum Leben und Arbeiten bleibt.

Aktuell ist es so und ich bin optimistisch, dass man als technisch versierter Mensch noch länger KIs benutzen kann, bevor sie uns benutzen.
Mein 3-Monats-Test mit ChatGPT und meine berufliche Erfahrung veranlassen mich dazu. Das ist ein Gefühl. Ich kann es natürlich nicht belegen.
Es basiert auf meinem Verständnis von dieser Gesellschaft und da schließe ich die Macher der KI mit ein. Menschen haben immer nach Optimierung gestrebt, Hilfsmittel erstellt und trotzdem immer wieder mehr Arbeit generiert als vorausgesagt wegfallen sollte.

Ich nenne mich Programmierer, weil es der Teil meiner Arbeit ist, den ich am liebstem erledige. Eigentlich bin ich -nur allein in meinem Berufsfeld- Marketing-Experte, Berater, Analyst, Hoster, Seelsorger, Prediger, Full Stack Developer, Unternehmer und vieles mehr. Im Enterprise-Bereich nennt man mich auch DevOp. Das ist ein zusammengesetztes, englisches Wort aus Softwareentwicklung und Systemadministration. Auch das ist ein Ergebnis des Effizienz-Bestrebens. Die eierlegende Wollmilchsau kann mehr und kostet in einer Person weniger als zwei.
So umfangreich wie meine scheinbar simple Art des Lebensunterhaltverdienens ist, so lange wird es noch dauern, bis Algorithmen all diese Tätigkeiten besser können als wir. In jedem Berufsumfeld wird es alternative Einsatzmöglichkeiten geben, die es heute vielleicht noch nicht gibt. Dafür ist nur wichtig, offen zu bleiben für Veränderungen! Dann kann es sogar Spaß machen!

Wer offen darüber nachdenken möchte, was passiert, wenn die KI so weit entwickelt ist, dass sie alles kann, was wir können und ein Gefühl dafür bekommen möchte, wie lange es noch dauern könnte, dem empfehle ich die Arbeit von Dr. Ben Goertzel. Ich studiere seine Arbeit seit vielen Jahren und bin ein aktiver Investor in SingularityNET, einem wirklich demokratischen Ansatz zur Schaffung einer Open AI, die jedem abseits von Big-Tech-Geschäftsinteressen zur Verfügung stehen sollte!
Dr. Ben Goertzel beschreibt in diversen Büchern und Videos den Moment, an dem die Intelligenz der Maschine unsere übersteigt, als Artificial General Intelligence.
Bevor Ihr es mit der Angst zu tun bekommt, gebt ihm eine Chance, es zu erklären. Der Mann ist nicht verrückt, auch wenn er ständig gestikuliert und Einiges mit dem Doc von „Zurück in die Zukunft“ gemeinsam hat. 🙂


Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/OpenAI
https://openai.com/blog/chatgpt/
https://de.wikipedia.org/wiki/DALL-E
https://support.google.com/websearch/answer/134479?hl=de
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Mensch-Maschine
https://www.focus.de/finanzen/revolution-im-lehrerzimmer-wie-chatgpt-das-lernen-veraendert-und-wem-die-neue-technologie-wirklich-gehoert_id_183483961.html
https://link.medium.com/PlsJARWTOwb
https://digitales-unternehmertum.de/chatgpt-tutorial-alles-wissenswerte-auf-einen-blick/
https://www.ecosia.org/search?addon=chrome&addonversion=2.1.0&q=programmierer%20ersetzen
https://de.wikipedia.org/wiki/DevOps
https://www.youtube.com/watch?v=JYlKrHzknBE

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